Meierei-Redebeitrag auf Sponti-Eröffnung

Auf der Wiedereröffnungsfeier der Hansastr. 48 nach der Sommerpause wurden die Anwesenden mit einem Redebeitrag über die Geschehnisse des letzen Jahres und den aktuellen Stand der Alten Meierei informiert.

Dokumentation des Redebeitrags:
^ Moin! Schön, dass ihr alle hier seid.
Im vergangenen Jahr gab es viel Wirbel um die Alte Meierei, wie ihr sicherlich wisst. Wegen einer von der Kieler Coop-Regierung der CDU mit den Grünen eingefädelten Ordnungsattacke gegen die Meierei, angeführt durch unseren allseits beliebten kinderspielplatzeröffnenden Elektroradiatoren Peter Todeskino, mussten wir letztes Jahr im August unseren Veranstaltungsbetrieb einstellen, sowie uns mit dem Auflagenschrott und Zwangsgelddrohungen der Stadt auseinandersetzen. Durch das Zusammenspiel von etablierten Parteien und reaktionären OrdnungsfanatikerInnen und die dadurch aufgescheuchten weiteren kleinen SesselfurzerInnen,, welche anhand ihrer Paragraphenreiterei versuchten ein Fuß in das in jenen Kreisen unbeliebte Projekt Alte Meierei zu bekommen und um sich vielleicht diesem unliebsamen linken Pöbel zu entledigen, hatten wir dann, nach langem Hin und Her und Begehungen durch StadtvertreterInnen aller Art einen 18 Punkteplan auf’m Tisch.
Nach langen Diskussionen hatte sich das NutzerInnenplenum der Alten Meierei dazu entschlossen diesen auch, bis auf die Forderung nach dem Ersatz der Kohleöfen durch Elektroradiatoren, umzusetzen, um einerseits eh schon lang geplante Bauarbeiten umzusetzen und uns einen besseren Verhandlungsstatus in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Teilweise ging die Einschätzung dahin, dass ein rein konfrontativerer Weg wenig erfolgsversprechend wäre.

Bei den hierauf folgenden Bauarbeiten waren ´ne Menge Menschen da, die tatkräftig mit anpackten. Hier noch mal ein fettes Dankeschön, an alle die uns unterstützt haben, auch hier an die Hansastraße, wo insgesamt drei Exilkonzerte stattfinden konnten.
Frei nach dem Motto, wenn ihr unsere Ordnung stört, stören wir Eure, gab es mehrere Demos, darunter auch die mit 800 TeilnehmerInnen größte Meiereidemo aller Zeiten, diverse Exilkonzerte samt Protestspaziergängen, Flugblattaktionen, Sofaaction in der Innenstadt, ja sogar einer Weltpremiere, der ersten Punkrockparade in Kiel, dem M-Move mit 350 TeilnehmerInnen und drei solidarischen Livebands durch die Stadt.
Durch die Aktionen, sowie durch die fette Soliliste und einer daraus resultierenden guten Presse, konnten wir einen nicht unerheblichen Druck auf die Stadt ausüben.
Diese Öffentlichkeit haben wir in unseren Gesprächen mit der Stadt gut gebrauchen können und ihr war dann auch zu verdanken, dass wir dann endlich am 3. Juni eine riesige Wiedereröffnung mit Konzert, Kinderbespaßung, Vokü, Filmen und und und gegen das Verbot durchsetzen konnten. Diese Sause war dann endlich auch mal eine Belohnung für die harte abstinente Zeit. Seitdem konnten in der Meierei in den letzten zwei Monaten wieder regelmäßig Veranstaltungen stattfinden und auch für die nächsten ist der Terminkalender bereits reichhaltig gefüllt.

Im Zuge der Meiereikampagne versuchten natürlich dann auch noch die NPD und sonstiges Nazigeschmeiß gegen die Meierei zu hetzen und planten am Tag der Wiedereröffnung eine faschistische Demo gegen „Chaotenzentren“ in Kiel zu durchzuziehen. Doch der breiten antifaschistischen Gegenmobilisierung war es zu verdanken, dass der Aufmarsch, wegen polizeilichem Notstand, verboten werden musste. Ein in der Nacht vor der Wiedereröffnung versuchter Angriff auf die Meierei mit einem Molotow Cocktail missglückte glücklicherweise, da die selbsternannten „Combat 18“ Täter von wachsamen Meierei-Leuten gestört wurden.
Eine ein paar Wochen später am 1. Juli wiederum durch die NPD angemeldete Demo gegen die Meierei, entpuppte sich am Ende als eine kleine lächerliche Kundgebung am HBF, die in den Pfiffen und Rufen der kurzfristig mobilisierten 300 AntifaschistInnen unterging.
Sowohl im Konflikt mit der Stadt als auch mit den Nazis hat sich wiedereinmal gezeigt, dass, wenn wir gemeinsam auf die Strasse gehen und unsere Stärke zeigen, wir gute Chancen haben, die Dinge nach unserem Gusto zu wenden.

Natürlich ist noch kein Ende des Meiereikonfliktes abzusehen, von daher wäre es auch falsch ein vorzeitiges Fazit zu ziehen. Die Meierei hat immer noch einen illegalen Status: Das Veranstaltungsverbot wurde bisher nicht offiziell aufgehoben und eine Bestandsgarantie haben wir noch lange nicht. Näheres wird sich wohl erst zeigen, wenn die aus verschiedenen Gründen mehrmals verschobene Bauabnahme endlich stattgefunden hat.
Deshalb erachten wir es auch in Zukunft für wichtig, in Aktionsbereitschaft zu bleiben, um für die Meierei zu kämpfen, um sie in ihrem Wesen zu erhalten: Ein bisschen chaotisch, unbeugsam, in sich auch widersprüchlich, unkommerziell, politisch links, als Freiraum und und und.
Denn die Meierei ist auch euer Projekt und jede und jeder kann sich darin wiederfinden wenn sie/er es will. Sie lebt durch euch!! Meierei Bleibt!!!^