Keine Chance für Krawalle

Kiel – Die Anwohner am Südfriedhof sind in großer Sorge: Unter dem Motto „Keine Steuergeldverschwendung für Chaotenzentren“ hat die NPD für Sonnabend ab 12 Uhr eine Demonstration gegen die Alte Meierei angemeldet und marschiert durch das SPD-nahe Quartier.

Der Runde Tisch gegen Rassismus trifft sich um 11 Uhr zu einer Gegendemonstration an der Hummelwiese. Die Polizei will Krawalle verhindern. Die NPD-Demo hat offenbar den Charakter eines Störmanövers zur Wiedereröffnungsparty der Alten Meierei. Ursprünglich wollten die Rechten direkt an dem Kulturzentrum vorbeilaufen. „Nach Gesprächen mit Polizei, Ordnungsamt und NPD hat man sich darauf geeinigt, eine andere Route zu wählen, die jetzt feststeht“, sagte Arne Gloy vom Presseamt der Stadt. Aufgrund des Demonstrationsrechtes könne man die Kundgebung nicht verhindern.
Etwa 150 NPD-Anhänger sind angemeldet, von denen viele per Zug am Hauptbahnhof erwartet werden. Bundespolizisten wollen sie durch den Ausgang Richtung Sophienhof schleusen. Geplant ist, dass sich der Zug an der Ringstraße formiert, anschließend geht es durch die Hopfenstraße, Königsweg, Harmstraße, Papenkamp, Melanchthonstraße, Kirchhofallee zur Lutherstraße. An der Kreuzung Stadtfeldkamp ist eine Kundgebung vorgesehen. Die Rechten marschieren bis 16 Uhr zurück durch die Kirchhofallee und Ringstraße zum Bahnhof. Der Runde Tisch gegen Rassismus trifft sich zu einer Kundgebung von 11 bis 17 Uhr an der Sachaustraße bei der Hummelwiese. Im Internet haben die Linken in Norddeutschland mobil gemacht, angemeldet sind 120 Demonstranten – erwartet werden deutlich mehr.

„Ich finde es nicht in Ordnung, dass die Stadt eine Demo durch ein hundertprozentiges SPD-Gebiet genehmigt hat“, sagte Anwohnerin Dietlinde Graichen. Auch Ulrich Horstmann ist irritiert: „Seit längerem haben wir geplant, am Sonnabend vor der Galerie Umtrieb in der Lutherstraße für die Heizungsanlage der Alten Meierei zu sammeln“, sagte Horstmann, Vorsitzender des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur. Es sei „gruselig“, dass die Stadt den rechten Aufmarsch durch das historisch gewachsene SPD-Quartier genehmigt hat.

Die Polizei fährt Wasserwerfer auf und versucht, mit mehr als 500 Beamten aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ein Zusammentreffen beider Gruppierungen zu verhindern. „Wir haben die Option, mehr Kräfte anzufordern“, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt. Für die betroffenen Straßen gibt es am Sonnabend ab 7 Uhr ein Parkverbot. „Notfalls muss abgeschleppt werden“, so Voigt.

Unabhängig davon will die Alte Meierei um 14 Uhr die Wiedereröffnung feiern, was zudem Konfliktpotenzial birgt. „Öffentliche Veranstaltungen in den Räumen kann es nicht geben, solange die automatische Anhebung des Daches nicht funktioniert“, sagte Tim Holborn, Leiter des Presseamtes. Nach der Brandschutzschau werde der Vorschlag der Alten Meierei zur Entrauchung funktionieren. Holborn: „Die technische Vorrichtung ist aber noch nicht installiert.“ Auf dem Außengelände könne bis 22 Uhr gefeiert werden. Von Günter Schellhase