Alte Meierei: Nutzer wollen mit der Stadt verhandeln

Demonstrationen und Konzerte im April gegen Funkstille

Hassee – „Die Verhandlungen mit der Stadt über die Alte Meierei sind zurzeit festgefahren.“ Das sei der Stand der Dinge heute, erklärten die Vertreter des NutzerInnenplenums der Alten Meierei während einer Pressekonferenz im Gaardener Lokal Subrosa gestern. Doch so leicht wollen die Bewohner und Nutzer des etwas anderen Kulturzentrums ihre Bemühungen, wieder Konzerte veranstalten zu können, nicht aufgeben. Mit dem Gang in die Öffentlichkeit, mit geplanten Demonstrationen und Konzerten wollen die Meierei-Vertreter die Stadt zu neuen Gesprächen an den Tisch laden.

„Unser Rechtsanwalt hat einen Brief an die Verantwortlichen der Stadt verfasst, in dem wir unsere Forderungen auflisten“, erklärt Olaf K. vom Meierei-Plenum. Die Forderungen der Nutzer an den Eigentümer des Gebäudes, die Stadt, sind überschaubar: „Wir wollen eine vernünftige Heizungsanlage und keine Elektro-Radiatoren sowie die Kostenübernahme dieser Maßnahme, eine Bestandsgarantie, dass die Nutzer nach ihrer Renovierung des Gebäudes einen festen Mietvertrag für mehrere Jahre bekommen und die sofortige Aufhebung des Veranstaltungsverbotes“, zählt Rechtsanwalt Andreas Beuth, der die Meierei-Nutzer vertritt, auf. Bis zum 7. April sei der Stadt eine Frist zur Stellungnahme eingeräumt worden. „Wenn sich die Stadt nicht bewegt, werden wir uns weitere Schritte überlegen.“


Versuchen mit dem Schritt in die Öffentlichkeit die Verhandlungen mit der Stadt über die Alte Meierei wieder aufzunehmen: Gesa T., Annais K., André L. und Olaf K. vom NutzerInnenplenum der Alten Meierei, Rechtsanwalt Andreas Beuth und Igor Hinnekeuser (ex lex, von rechts).“
Foto Jennifer Ruske, KN, Sonnenbrillen von A.+A.

Der Konflikt um die Alte Meierei dauert bereits gute drei Jahre. Begonnen hatte es mit Beschwerden über den Lärm. Als diese durch Lärmschutzmaßnahmen beseitig waren, bemängelte die Stadt fehlende Brandschutzmaßnahmen, das Fehlen einer Gaststättenkonzession zum Ausschank von Getränken und der Mangel an Parkplätzen. Höhepunkt des Konflikts war das Veranstaltungsverbot, das die Stadt im vergangenen August ausgesprochen hat.

„Die Brandschutzmaßnahmen haben wir inzwischen mit Eigenleitungen umgesetzt, die Stadt weigert sich jedoch, diese abzunehmen, weil wir unsere Kohleöfen noch nicht abgebaut haben“, sagt K.. Statt der Öfen würde die Stadt, die das Gebäude 1983 als Wohnraum und zur kulturellen Nutzung vermietet hat, lieber Elektro-Radiatoren aufstellen. Die kämen die Bewohner jedoch teurer. „Wir haben der Verwaltung einen anderen Vorschlag gemacht und ein Angebot beigefügt“, erklärt Rechtsanwalt Beuth. Klärungsbedarf herrsche ebenfalls über die vorgegebene Begrenzung der Zuschauerzahl auf 125 Personen sowie über die Entrauchung der Konzerthalle.
„Wir wollen das Konzept der Alten Meierei erhalten und weiterhin unkommerziell, spontan und selbst bestimmt unsere Veranstaltungen organisieren. Und nicht nach etlichen Verordnungen handeln“, kritisiert André L. vom NutzerInnenplenum. Mit den städtischen Vorschriften wie zum Beispiel einer Konzession kämen Buchführung, Hygieneverordnung und mehr auf die Meierei-Nutzer zu, fürchtet er. Das wäre das Ende des Kulturzentrums. „Wenn sich die Stadt nicht bewegt oder sich nicht äußert, werden wir den Veranstaltungsbetrieb wieder aufnehmen“, kündigt er an. „Wir sehen keinen anderen Ausweg, um unsere kulturelle Arbeit zu retten.“ Dass der Konflikt mit der Stadt Kiel nach Abnahme der Brandschutzmaßnahmen und der Lösung des Heizungsproblems beigelegt sein könnte, glaubt vom NutzerInnenplenum der Alten Meierei indes keiner: „Die Auseinandersetzung mit der Stadt wird weitergehen“, ist sich Olaf K. sicher.
Jennifer Ruske


Seit rund drei Jahren schwelt der Konflikt über die Nutzung, Lärm und Brandschutz in der Alte Meierei am Theordor-Heuss-Ring. Zurzeit sind die Verhandlungen festgefahren.
Foto Jennifer Ruske, KN

Um auf den Konflikt und ihre Forderung nach der Aufhebung des Veranstaltungsverbotes aufmerksam zu machen sind folgende Veranstaltungen geplant: Demonstration „Offensiv gegen das Veranstaltungsverbot“ am 7. April, 18 Uhr, Vinetaplatz Gaarden. Solidaritätsgala mit Musik von Irie Revoltes am 16. April, 21 Uhr, Pumpe. Meierei-Konzerte im Exil: 27. und 30. April, jeweils 21 Uhr, Pumpe. Überregionale Demonstration „Let there be Rock!“, 6. Mai, 14 Uhr, Bahnhofsvorplatz Kiel. Ab dem 3. April findet regelmäßig jeden Montag (17-20 Uhr) ein Info- und Mobilisierungs-Café der Alten Meierei im Arbeitslosenzentrum in Gaarden (Iltisstraße 34) statt.