Pogo, Skanking und politisch motivierte Songs

Internationales Ska-Punk-Festival im Exil in der Pumpe

Kiel – Eigentlich sollte das international besetzte Ska-Punk-Festival in der Alten Meierei über die Bühne gehen. Eigentlich. Doch aufgrund der immensen Bußgeldandrohungen für den Fall, dass weiterhin Kulturveranstaltungen im Hornheimer Weg durchgeführt werden, lenkten die Organisatoren schließlich ein und zogen ins Exil: Mit einem wilden Ska- und Punkmix der Bands Talco, Los Tres Puntos und den Big Banders & The Hoccitus wird nun im großen Saal der Pumpe gefeiert. Eine „Riesen-Solidaritäts-Tombola“ soll während des Festivals die Finanzierung der Umbaumaßnahmen in der Alten Meierei weiter unterstützen.

Die Band Talco aus Italien spielt vor allem mit Ska-Elementen und Punk-Einflüssen. Seit mehr als fünf Jahren fassen Tomaso (Gesang/Gitarre), Emanuele (Gitarre), Daniele (Bass), Nicola (Schlagzeug), Riccardo (Trompete) und Davide (Saxofon) ihre antifaschistische und antirassistische Haltung in melodiöses und packendes Songwriting. Auch das aktuelle Album Tutti Assolti ist extrem tanzbar, wobei die sechs Musiker es verstehen, sowohl schnelle als auch langsame Songs mit den Bläsern gekonnt zu arrangieren. Die italienischen Songtexte richten sich dabei gegen jegliche Form von Diskriminierung.

In eine ähnliche politische wie auch musikalische Richtung zielen Los Tres Puntos. Die sechsköpfige Rhythmusgruppe der Franzosen wird unterstützt von bis zu fünf Bläsern, die in der Kombination aus Gesang, Rhythmik und Melodien eine wahnsinnige Energie verbreiten: wilder Ska mit Punk- und Reggae-Einflüssen. Ihre Texte, gesungen auf französisch, spanisch, englisch und italienisch, sprechen von Menschlichkeit und Revolte, von Polizeiüberwachungsstaat (Les Vaches Et Le Prisonier) und Armeeverweigerung (Je Ne Ferai Pas L’Armée), von Gleichgültigkeit (Le Temps Passe) und dem Kampf gegen Repressalien (La Bataille), von sozialem Ausschluss (Ninos De La Calle) und Konsumwahn (Je Depense Donc Je Suis).

Die Kult-Ska-Formation Big Banders & The Hoccitus aus Hamburg mischt Ska- und Jazzelemente mit Punk. Die musikalischen Einflüsse der achtköpfigen Kapelle sind dabei sehr weitreichend: Im traditionellen Bereich sind die Skatalites und Laurel Aitken zu nennen, im Punk Cock Sparrer, aber auch Sublime und Ton Steine Scherben. Ungewöhnlich die Entstehung der Band: 1998 traf man sich bei einer Schul-Jahresarbeit über Ska, gründete Big Banders & The Hoccitus und spielte seitdem mehr als 100 Konzerte, unter anderem mit Wisecräcker, Dritte Wahl, Turbostaat, Babylon Circus oder Rantanplan. Ein Kommentar auf ihrer Website formuliert den Status ganz salopp: „Ihr seid die tightesten und fettesten Skarocker, die ich je gesehen habe!“

Sonnabend, Pumpe, Einlass: 20 Uhr, Beginn: 21Uhr

Von Henrik Drüner