Spaziergang gegen Konzertverbot

Spaziergang gegen Konzertverbot am 12.8.05

Nachdem die Stadt Kiel den NutzerInnen der Alten Meierei in Kiel Veranstaltungen jeglicher Art unter Androhung von Zwangsgeldern bis zu 5000 Euro untersagte, sahen sich diese gezwungen das für Freitag, den 12.August angesetzte Konzert mit den beiden Skapunkbands „Distemper“ aus Moskau und „the Crooners“ aus Hamburg in das sich spontan solidarisch erklärende Kulturzentrum Hansastr.48 zu verlegen. Bereits eine Woche zuvor wurde ein Konzert vor die Meierei verlegt und als Kundgebung durchgeführt, ein weiteres Konzert musste komplett abgesagt werden.
Um ihren Unmut gegen diesen untragbaren Teil eines 18-Punkte Plans zur Umsetzung eines Brandschutzes nach städtischen Vorgaben für die Alte Meierei kund zu tun, versammelten sich am Abend des Konzertes ab 20.00 Uhr über 60 Personen, um von der Alten Meierei einen spontanen Protestspaziergang zum Konzert in die Hansastraße durchzuführen.

Gegen 21.00 Uhr startete der mit Transparenten (u.A. „Meierei bleibt! – unkommerziell und selbstbestimmt“) ausgestattete Demonstrationszug über die Fußgängerbrücke am Theodor-Heuss-Ring Richtung Hamburger Chaussee. Hier traf dieser, nachdem die überall in den Straßen um die Meierei stationierte Polizei den Laufweg der SpaziererInnengruppe endlich ausfindig gemacht hatte auf einen Streifenwagen, dessen Insassen sich allerdings zunächst nur über die geplante Route informieren wollten und die DemonstrantInnen gewähren ließen. Die Zahl der begleitenden Polizeifahrzeuge vervielfachte sich auf der Strecke am Bahnhof vorbei zum Ziegelteich auf mindestens acht, wo auch erstmals gefilmt wurde.
An der Kneipe „Ballmann 6“ im Ziegelteich Höhe Exerzierplatz, die sich in der letzter Zeit offensichtlich zu einem regelmäßigen Treffpunkt für Nazis entwickelt hat und aus der heraus vor wenigen Wochen ein brutaler Nazi-Angriff auf eine Gruppe linker Jugendlicher erfolgte, skandierte die Demo Parolen, die auf das inakzeptable Publikum der Kneipe verwiesen. Die Existenz einer Kneipe mit rechtem Schlägerpublikum in Kiels Innenstadt reiht sich nur zu gut in eine bedrohliche Entwicklung von vermehrten Nazi-Aktivitäten auf Kiels Straßen ein, wie z.B. auch dem Angriff auf die Alte Meierei vor zwei Wochen.
Im Knooper Weg sorgte eine kleine Routenänderung für Stimmung bei den DemonstrantInnen und für Verwirrung bei der Polizei, als die Demo im Laufschritt in die Legienstraße einbog und vorbei an Meierei-solidarischen „Schaubude“ die Bergstraße aufsuchte. Hier wurden die Meierei-FreundInnen auch wieder von den sich reorganisierten Polizeikräften empfangen, die jetzt ihre Wannen verlassen hatten und die Demo mit einem Spalier und unter ständigem Gefilme durch die Schauenburger Straße in die Hansastraße brachten, wo die wanderfreudigen KonzertbesucherInnen pünktlich zum Konzertbeginn um 22.00 Uhr eintrafen.
Generell war das Ganze eine sehr gelungene Aktion, abgesehen davon, dass es doch ein paar Leute mehr hätten sein können. Es wurden durchgehend und lautstark Parolen gerufen (von aktuellen Sachen wie „Meierei in großer Not – wir haben ein Konzertverbot!“ oder „Umzug nur mit Pistole auf der Brust – irgendwann gibt’s zurück den Frust!“ über altbekanntes wie „Meierei bleibt wo sie ist – Regierung stürzen, hau weg den Mist!“ bis hin zu Klassikern wie „Alles für Alle…“ und (situationsbedingt) „BRD Bullenstaat…!“) und die Demo erhielt viele Solidaritätsbekundungen von PassantInnen und aus Kneipen, Wohnungen und vorbeifahrenden Autos, wogegen das übertriebene Polizeiaufgebot eher auf Erstaunen stieß.

Anschließend tanzten und feierten trotz kurzfristiger Änderung des Konzertortes 200 BesucherInnen bei großartiger Atmosphäre in der ausverkauften Exil-Meierei in den Räumlichkeiten der Hansastr.48.

KONZERTVERBOT SOFORT AUFHEBEN!
MEIEREI BLEIBT!