Unglaublich tanzbar

The Robocop Kraus und World/Inferno Friendship Society in der Alten Meierei
Der Doppelpack aus Robocop Kraus|The Robocop Kraus und World Inferno Friendship Society|World/Inferno Friendship Society in der Alten Meierei entsprach nicht dem üblichen Ablauf aus Vorband und Hauptact. Vor vollem Haus pusteten stattdessen zwei befreundete und gleichberechtigte Combos jeweils auf ihre Art und Weise die Ohren durch. Der Unterschied zwischen ihnen bestand darin, wie viel davon in der Mitte hängen bleiben durfte. Punktsieger: The Robocop Kraus.

Vergleichsweise viel Indie- und Studentenvolk fand sich zusammen, um einen der wenigen Tour-Termine von The Robocop Kraus|The Robocop Kraus miterleben zu können. Einem ersten Bühnenbelastungstest wurden die neuen Songs im Gepäck der Nürnberger unterzogen: In Fact You’re Just Fiction, You Don’t Have To Shout oder die Single After Laughter Comes Tears.
Absolut erfolgreich. Mit unglaublich tanzbaren Strophen trieben Bass (Tobias Helmlinger) und Schlagzeug (Johannes Uschalt) den Beat voran, synkopisch verstärkt von der Gitarre (Matthias Wendl), dazu im Refrain Vokaldruck aus drei Kehlen. Ein energischer Start, der in Bein, Herz und Hirn ging. Markus Stecker an Farfisa-Orgel und Moog-Synthesizer brachte mit breitem Pinselstrich frische Farben in die Wohnung von Familie Kraus. Wie ein tschechischer Tennisspieler im Anzug wirkte Sänger Thomas Lang, der schon nach wenigen Songs schweißgetränkt das Bad in der Menge suchte. Ein Hingucker auch sein interessanter Tanzstil und pantomimischer Gestus, der symptomatisch für den Sound, die Zugabe Fake Boys und den Auftritt stand: hektisch, melodiös, hemmungslos.

Dem stand Peter Vantantonio als singender Entertainer bei World Inferno Friendship Society|World/Inferno Friendship Society in nichts nach. Unter dem Pseudonym Jack Terrycloth treibt er mit acht Gleichgesinnten sein musikalisches Unwesen, hervorgegangen aus der New Yorker Punk- und Kunstszene.
Und das merkte man auch: Die sehr agile Performance wirkte – besonders bei der Percussionistin – immer etwas zu künstlich, zu aufgesetzt, zu überdreht. Es gab kaum einen Moment, in dem nicht eine der neun Personen auf der Bühne das Aktionspotenzial überschritt. Mit dem Motto „Zen and the Art of breaking everything in this room“ wühlten sie sich durch eine Mischung aus Big Band und Ska (dank der drei Bläser), Broadway-Kabarett und Punk (dank der Glamrock-Attitüde von Terrycloth mit Freddie Mercury-Makeup) und Klezmer-Flair (dank des Akkordeons und der Klarinette). Die Stilbrüche erfolgten nicht nur von Song zu Song, sondern im Wechsel von knapp 16 Takten, großartig bei Just The Best Party, I Wouldn’t Want To Live In A World Without Grudges oder auch Poor Old Jeffrey Lee. Da konnten die Vorschusslorbeeren als bestes Punkrock-Orchester der Welt nachvollzogen werden. Doch auch die vereinzelten Crowdsurfer täuschten nicht darüber hinweg, dass die Stimmung gegenüber den Robocops nachgelassen hatte.

Von Henrik Drüner