Kiel. Noch 2 Tage…

Letzte Infos zum Nazi-Aufmarsch in Kiel am 29.1.

Antifa-Mobilisierung dominiert Stadtbild
HeuchlerInnen mobilisieren für alternative Gebetsdemo
Stadt Kiel macht Nazis widerstandslos die City frei und ruft auf, nicht gegen die Nazis zu demonstrieren.
Polizei entwirft Bürgerkriegsszenario und versucht Geschäftsleute zum Schließen ihrer Läden zu bewegen – ohne Erfolg
Polizeiterror schon im Vorfeld des 29.1.
Radio hören am Samstag in Kiel! UKW 101,2
weitere Infos zu Demo und Aktionen

2 Tage vor dem geplanten Aufmarsch der Nationalsozialisten um NPD und Freie Kameradschaften in Kiel läuft die Gegenmobilisierung auf Hochtouren.
Das Stadtbild, insbesondere die Kieler Innenstadt wird größtenteils von Plakaten und Aufklebern dominiert, die dazu aufrufen, den Naziaufmarsch zu stoppen. Insbesondere im Kieler Szeneviertel Gaarden sowie entlang der Naziroute gibt es praktisch keinen Laternenpfahl mehr, der nicht von leuchtenden Antifaaufklebern geprägt ist. Auf zahllosen Laternenmasten entlang der Naziroute kleben Aufrufe an die AnwohnerInnen, Transparente aus den Fenstern zu hängen, die Lautsprecher aufs Fensterbrett zu stellen und an den Gegenaktivitäten teilzunehmen. Die paar NPD-Wahlplakate, die entlang der Naziroute in 4 Metern Höhe an den Mästen hängen, sind mit brauner Farbe lackiert worden.
An zahlreichen Kieler und Autobahn-Brücken riefen am Montag während des Berufsverkehrs Transparente zur Verhinderung der Nazidemo auf. In gefakten Postwurfsendungen werden die AnwohnerInnen aufgerufen, am Samstag morgen Sperrmüll auf die Straße zu stellen. In den Zügen der Deutschen Bahn liegen (wohl ebenso gefakte) Infos aus, in denen Bahnangestellte ihre Weigerung, Nazis zu befördern, kundtun und zur Teilnahme an der Gegendemo aufrufen.
Außerhalb Kiels sind die Info- und Mobilisierungsveranstaltungen gefüllt, allein in der Flora waren über 100 Menschen.

Der Rückzug der Grünen aus dem Antifa-Bündnis ist im Allgemeinen mit Erleichterung aufgenommen worden. Sie stehen inzwischen da, wo sie hingehören: Unter den Aufrufenden – neben DGB-Kern, CDU, SPD und Kirchen – die zum gemeinsamen Kirchgang gegen Gewalt und Faschismus um 9.oo Uhr mobilisieren, um dann schnell aus der Stadt verschwunden zu sein, wenn die Nazis aufmarschieren. Gespalten zeigen sich dabei insbesondere die Gewerkschaften. Während die Führungsriege der DGB-Region KERN (Kiel-Eckernförde-Rendsburg-Neumünster) zum antiviolenten Gebet mobilisiert, sitzen zahlreiche aktive GewerkschafterInnen nach wie vor im Bündnis derer, die um 11.oo Uhr mit der Absicht zum Wilhelmplatz mobilisieren, sich dem Naziaufmarsch in den Weg zu stellen und ihn wenn möglich zu verhindern. Der Landesbezirk Nord von Ver.Di sucht sich dabei den Kompromissweg aus und ruft gleich zur Teilnahme an beiden Veranstaltungen auf. Angesichts der Bundesweiten Diskussion um die Verhinderung von Naziaufmärschen wird die Heuchelei der „etablierten“ Parteien und Organisationen dieser Tage in Kiel besonders deutlich: Den Menschen wird geraten, sich nicht an der Gegendemo zu beteiligen, nicht in die City zum Einkaufen zu gehen, der Wochenmarkt muß 2 Stunden früher als gewohnt schließen, um für den Aufmarsch der Nazis Platz zu machen, der öffentliche Nahverkehr wird faktisch eingestellt, die City und der Hauptbahnhof zur Festung gemacht, vollgestopft mit über 2500 PolizistInnen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Das heuchlerische pseudoantifaschistische „Gesicht zeigen“, mit dem einst der „Aufstand der Anständigen“ gepredigt wurde, wird in Kiel ins Gegenteil verkehrt, der samstägliche Normalzustand der Kieler City wird zu einem Ausnahmezustand umfunktioniert, der komplett und ausschließlich auf einen reibungslosen Ablauf des Naziaufmarsches ausgerichtet ist. So klapperte die Polizei in den letzten Tagen auch die City-Geschäfte ab, um ihnen zu raten, doch besser ihre Geschäfte zu schließen. Dies stieß in Anbetracht der zu erwartenden Einnahmeverluste aus Wochenendgeschäft und Winterschlussverkauf nur auf sehr wenig Gegenliebe. Der Einzelhandelsverband rät daher seinen Mitgliedern, die Geschäfte am Samstag nicht zu schließen.
Das Bürgerkriegsszenario, daß Polizei, Ordnungsamt und politische Parteien derzeit öffentlich entwirft, dient vor allem dazu, demobilisierend auf die Antifademo zu wirken sowie Gewaltorgien gegen AntifaschistInnen und Massenfestnahmen schon im Vorfeld zu legitimieren. Polizeiliche Observationen und völlig unverhältnismäßige Festnahmen von vermeintlichen PlakatiererInnen von Antifa-Plakaten sind derzeit Normalität in Kiel. So wurden vor wenigen Tagen drei angebliche PlakatiererInnen brutal von Zivilpolizisten festgenommen und in Handschellen auf die Wache verfrachtet. Dort mußte eine Frau über eine Stunde in Handschellen darauf warten, bis eine Polizistin herbeigekarrt wurde, um sie zu durchsuchen. Daß diese Hetze gegen Menschen, die nicht bereit sind, einen Aufmarsch von Nazis in Kiel hinzunehmen, keine sonderlich große Wirkung zeigt, ist scheinbar auch den Staatsschützern klar. So lassen sie schon verlautbaren, daß sie allein auf der Gegendemo vom Wilhelmplatz mit über 3000 TeilnehmerInnen rechnen. Großspurig kündigt die Polizei in diesem Zusammenhang an, daß sich die angeblichen „Einsatzfehler“ beim letzten Naziaufmarsch in Kiel 1999 nicht wiederholen würden. Am 30.1. 1999 war in Kiel ein Marsch von 1000 Nazis über mehrere Stunden nur wenige hundert Meter weit gekommen und mußte am Ende von der Polizei komplett abgebrochen werden, nachdem über 1000 Menschen die Naziroute trotz Wasserwerfereinsatz erfolgreich blockiert und viele Kleingruppenaktionen entlang der Naziroute dafür gesorgt hatten, daß die 1600 PolizistInnen den Schutz der Nazis nicht mehr gewährleisten konnten.

Informationen für Samstag:

Anreise
Da die Nazis nach bisherigen Informationen in Zügen über die Linie Hamburg-Kiel nach Kiel transportiert werden werden, rufen Kieler Antifagruppen alle Auswärtigen entlang dieser Zuglinie dazu auf, sich am Samstag morgen nur mit dem Zug, der um 9.20 Uhr vom Hamburger Hauptbahnhof abfährt, nach Kiel zu begeben.

In Hamburg ist dazu Treffpunkt um 8.45 Uhr am Reisezentrum der Deutschen Bahn/ Wandelhalle Hamburg Hauptbahnhof Süd. In Bremen ist Treffen um 7.15 Uhr auf Gleis 10 des Bremer Hauptbahnhofs. Auch AntifaschistInnen aus Neumünster werden sich diesem Zug anschließen.
Für Menschen aus Eckernförde ist gemeinsames Treffen um 8.30 am Eckernförder Bahnhofsvorplatz.
In Bad Oldesloe ist Treffen um 8.oo Uhr am Inihaus, in Lübeck um 8.30 Uhr am Hauptbahnhof und in Flensburg um 8.45 Uhr am Bahnhof.
Achtung: Mit polizeilichen Vorkontrollen ist bereits an den Abfahrtbahnhöfen zu rechnen!

Informationen:
Am Samstag sind die freien Radios FSK Hamburg und FRC aus Husum zu Gast in Kiel und werden ab 10.oo Uhr live über die antifaschistischen Aktivitäten berichten und Informationen zur Situation in Kiels City liefern. Also denkt dran: Radios mitbringen, Radio hören, Naziaufmarsch stoppen!


UKW 101,2



Weitere Infos erhaltet ihr über ein Infotelefon, daß ab Samstag morgen besetzt sein wird. Genaue Uhrzeit erfahrt ihr auf der Mobilisierungsseite.(http://nonazis.de.ki oder http://kiel-over.tk). Dort findet ihr auch die Telefon-Nummer.
Außerdem wird es natürlich auch auf dem Wilhelmplatz über Durchsagen und Infotische die letzten Infos geben.

Vom Ordnungsamt genehmigt wurde bisher nur eine Antifa-Demoroute, die nicht die Naziroute kreuzt. Zwei weitere Demorouten, die quer durch die Innenstadt gehen sollten, sind verboten.
Die Antifa-Demo sammelt sich ab 10.30 auf dem Wilhelmplatz und soll ca. um 11.30 beginnen. Die genehmigte Route verläuft folgendermaßen:
Wilhelmplatz – Möllingstr. – Knooper Weg – Mittelstr. – Dreiecksplatz – Bergstraße – Kuterstr. -Alter Markt (Abschlusskundgebung)
Gegen diese Verfügung wird vor dem Verwaltungsgericht geklagt – es sind also kurzfristig noch Veränderungen möglich. Checkt regelmäßig die Mobilisiserungsseiten auf aktuelle Infos. Auf der Kundgebung soll neben VertreterInnen von Organisationen aus dem Bündnis auch Peter Gingold, Antifaschist in der Résistance und Mitglied der VVN/BdA sprechen.
Die aktuelle Demoroute sowie die genehmigte Naziroute findet ihr auf der Mobilisierungsseite von Avanti (http://www.avanti-projekt.de).
Zur der breiten antifaschistischen Demo rufen mittlerweile über 70 Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen auf, darunter ein breites SchülerInnen-Bündnis, Gewerkschaftsgruppen, Betriebsräte, Linksradikale, gewaltfreie Gruppen, Jugendverbände, türkische Gruppen u.v.m.
Außer zur Demo rufen verschiedene Gruppen dazu auf, durch Klein- und Großgruppen-Aktionen vor, während und nach der Demo in Kiel für Bewegung zu sorgen – sowohl an der Naziroute als auch außerhalb und innerhalb davon.

Die Nummer des Ermittlungsausschuss wird am Samstag morgen bekannt gegeben, ebenso Orte, an denen mensch sich nach den Aktionen einfinden kann, um weitere Informationen zu erhalten, sich aufzuwärmen oder etwas leckeres zu essen.

Aktuelle Infos und alle Dokumente, auf die sich dieser Artikel bezieht, findet ihr auf den 3 Mobilisierungsseiten gegen den Naziaufmarsch:

Autonomes und linksradikales Plenum zur Verhinderung des Naziaufmarsches:
http://nonazis.de.ki oder http://kiel-over.tk

Avanti – Projekt undogmatische Linke
http://www.avanti-projekt.de

Hamburger Mobilisierungsseite:
htp://www.januar-kiel.tk