…but they can say UK Subs already!

Noch nie bin ich zur Meierei aus dieser Entfernung zu Fuß gegangen: Immerhin aus der Feldstr. 69 und das ist so Höhe altes Metro-Kino, aber die WG, die ich dort besuchte, war sich unisono einig: „Das geht! Das macht Spaß! Das machen wir immer so!“ Wir brauchten auch nur 1 ¼ Stunden um anzukommen, aber das ging, das machte Spaß, das mach ich trotzdem jetzt nicht immer so. Immerhin ging es ohne große Verzögerungen voran, wenn jemand mal hinten bummelte, wurde vorne gleich gemeckert. Eine echte Punkrock-Powerwalker-WG, in der der Kollege A. von A. da gelandet ist. Wir konnten vor der Meierei auch nur zwei „Hallos“ loswerden, als drinnen Chaos Control loslegten. Ohne Rücksicht auf bekannte Gesichter oder Blick nach links oder rechts drängelte ich mich fix nach vorne, kein Bock, was zu verpassen.

Es macht wirklich immer wieder einen Heidenspaß Chaos Control zu sehen und vor allem dabei mitzukriegen, wie die Band stetig besser wird. Heute war ganz besonders deutlich, dass sie einen großen Schritt nach vorne gemacht haben, möglicherweise dadurch bedingt, dass sie gerade ein Demo eingespielt haben.
Der Gesang klang sicherer, das Zusammenspiel fester, aber von der Frische und Rotzigkeit haben sie nichts verloren. Leider hab ich doch glatt verpeilt, mir das neue Demotape zu krallen! Ich wollte es dreimal tun, aber immer traf ich Bekannte, sabbelte mich fest und hatte dann vergessen, wo ich eigentlich grad hin wollte… Mist.
Die Meierei war aber auch voll und die Stimmung bereits ausgelassen. Pogo ging erst gegen Ende des Gigs, aber dat ist ja normal bei einer ersten Band. Die Meute brachte Gitarrist/Sänger Moe ein Geburtstagsständchen, war der Gute doch just heute volljährig geworden. Cheers! Neben all den eigenen Songs wie „Police Brutality“ gefiel mir heute das DISCHARGE-Cover „Hear Nothing, See Nothing, Say Nothing“ sehr gut.

Und dann also UK SUBS, die immer noch unbeirrt durch die Weltgeschichte rocken. Wo hat man sie nicht schon überall bewundern können – auf dem FORCE ATTACK, in Wacken, in Kiel mit du-weißt-schon-wem, in HH – und immer war es eine Party gewesen. So auch heute! Ein ausgelassener Pogo-Spaß nahm seinen Lauf, als Charlie Harper, Nikki Garrat, Alvin Gibbs und ein jüngerer Drummer namens Jason Willer loslegten.
Respekt vor diesen Herren, die in diesem Alter durch die Squats und Läden tingeln (Charlie Harper ist ja über 60 Jahre alt) und dabei völlig unpeinlich rocken! Ich empfand es sogar geradezu als beruhigend, dass hier keine schick gestylten Punks auf der Bühne standen, sondern Typen, die einfach sie selbst waren. Geht also doch noch: Drei Akkorde, kein aufgesetztes Image und die Post ging trotzdem (oder gerade deswegen) ab. Zuerst dachte ich, dass Gitarrist Nikki Garrat voll einen intus hätte, denn der sprang unkontrolliert rum wie ein Wilder und kickte dabei alles um, was ihm in die Quere kam, aber dafür spielte er zu akkurat und überzeugte während des gesamten Konzertes durch effektives und gefühlvolles Spiel.
Was man auch über die anderen Subs sagen konnte, da saß einfach jeder Handgriff und das mit Verve! Charakterkopp Charlie Harper hatte offenbar richtig Spaß und schmetterte seine Texte kraftvoll raus. Zu schön folgender Moment: Charlie Harper streckt einem Punk das Mikro hin, der offenbar was loswerden will: „My kids are o­nly three“ (oder so)… – Harper zieht das Mikro kurz zurück und erwidert grinsend: „Mine are older!“ – darauf der Typ:“…but they can say UK Subs already!“ Yeah, wie immer wurden besonders „Warhead“, „Emotional Blackmail“ und „Stranglehold“ abgefeiert, vor allem bei ersterem Song müsste das Publikum schon ein sehr reserviertes sein, wenn es dabei nicht den Refrain mitsingen würde. Zeitlose Punkrock-Songs, enthusiastisch vorgetragen!