Ausgelassener Tanz im Sommerloch

Wer hätte gedacht, dass es an einem Montag und mitten im sogenannten Sommerloch derart voll wird? Die Meierei platzte aus allen Nähten, und selbst während The Briefs oder The Turbo ACs spielten, standen zusätzlich draußen noch etliche Plaudertaschen rum. Zieht demnach der Slogan „Punkrock aus den Staaten“ immer noch so stark oder hatten viele einfach Zeit und Bock auf ein Konz in der Meierei? Bei mir war es definitiv letzteres, hatte ich doch einige Meierei-Veranstaltungen nicht besuchen können. Und so war für mich dann auch der eigentliche Höhepunkt des Abends, unzählige Leute zu treffen, die ich seit Wochen oder z.T. Monaten nicht gesehen hatte.

Trotzdem drängelte ich mich schon nach vorne, als The Briefs anfingen, denn sehen wollte ich auch was. Von hinten wäre das nicht möglich gewesen, da hätte ich schon Stelzen einpacken müssen. Aber direkt seitlich vor der Bühne war es richtig angenehm. The Briefs sahen witzig aus – vier dürre Typen, die auf den ersten Blick durchaus Brüder oder Klone hätten sein können. Dieser Eindruck wurde noch durch die weißen, dickrandigen Brillen verstärkt, die sie trugen. Recht energisch legten die Amis los und zappelten ordentlich rum. Besonders der Bassist stakste permanent mit ruckartigen, roboterhaften Bewegungen auf und ab. Der 77er American Punkrock lief dem Publikum auch gut rein, nach wenigen Songs wurde bereits ausgelassen getanzt und die Temperaturen stiegen. Sehr nett der mehrstimmige Gesang, wobei jeder der vier auch mal allein zum Einsatz kam und besonders der Drummer überzeugte. Klar, dass diese Band reine Unterhaltung ohne irgendwelche inhaltlichen Ansprüche bot (zumindest ließen dies Songtitel und Ansagen wie „we got merchandise in the back“ nicht vermuten), aber das muss ja auch nicht immer sein. Nett.

In der Pause fiel mir ein offenkundig erstmaliger Meierei-Besucher mit einem denkwürdigen Ausspruch auf: „Was ich an diesem Laden hier scheiße finde, ist, dass die Klimaanlage nicht eingeschaltet wird. Die wollen wohl mehr Bier verkaufen!“. Ja, genau! Was für ein perfider, kapitalistisch ausgeklügelter Plan der Betreiber! Mensch, schaltet doch mal die Klimaanlage ein!

Gut, The Turbo ACs betraten unter großem Jubel die Bühne und wurden in der Folge vom Publikum ordentlich gefeiert. Mir erschloss sich nicht ganz, warum. Der Dreier bot Rock’n’Roll Streetpunk, der für mich absolut durchschnittlich war. Vielleicht einfach nicht ganz mein Geschmack, vielleicht habe ich in der letzten Zeit auf den ganzen Sommerfestivals zu viele Bands dieser Schiene gesehen, vielleicht auch völlig egal. Immerhin versprühte die Band Spielfreude, gerade nach dem ersten, noch etwas routiniert gespielten Drittel kamen sie gut in Fahrt. In den Pausen wurde dann vom Bassisten auch schon mal der Kamm rausgeholt und die Schmalzmatte zurückgekämmt… Ansonsten volle Breitseite Rock’n’Roll-Posen mit schwingenden Äxten und Auf-den-Boden-Gerotze… Solche Bands gefallen mir nur dann, wenn RICHTIG Gas gegeben wird (ZEKE) oder die Songs mit gelungenen Refrains und so überzeugen (alte Turbonegro). War beides bis auf wenige Ausnahmen (z.B. stach die Zugabe „Hit The Road“ raus) für mich nicht der Fall. Aber wie gesagt waren große Teile des Publikums anderer Ansicht, kannten auch offenbar fast alle Songs und machten richtig Alarm inkl. einiger spektakulärer Stagedives.

Das Spektakel hatte insgesamt keine zwei Stunden gedauert, also war es erst 24:00 Uhr, und nicht wenige Besucher feierten ohne Live-Musik weiter. Cheers!