From Monument to Masses und Unstern bedroht punkteten in der Alten Meierei

Familiärer Bühnenkontakt in der Alten Meierei: Das Osnabrücker Trio Unstern bedroht hockt wie am Lagerfeuer direkt im Halbkreis des Publikums auf ein paar Euro-Paletten. Boris (Bass), Markus (Drums) und Michael „The Mighty King Kerosene“ (Gitarre) hängen mit tief gebeugten Köpfen über den Gitarrenhälsen und den Drums.

Eine Stimmung wie am Lagerfeuer: From Monument to Masses Foto: Peter

Hier sind Grübler am Werk, die die Atmosphären von drei Akkorden mit Loops ad infinitum erforschen. Doch der fett gesoundete Minimalismus der „Unsterne“, der in manchem dem Easy Listening eines Mike Oldfield näher kommt als den Hörsturzbedrohungen des Punk, ist alles andere als langweilig. Der langsame Aufbau der Steigerungen, die Entwicklungen der jeweils nächsten Akkordreihe aus den Residuen der vorherigen schaffen eine ungemeine Spannung. Als wäre man im Übungsraum dabei und könnte bei der Genese der Songs ohne alle Worte zuhören, fügen die Drei mit chirurgischer Präzision das Soundfleisch in die abgemagerten Gerippe der Akkordkonstrukte, eine Attacke auf Hörgewohnheiten.
Der „Attack to the Gods‘ sake“, die sich From Monument to Masses auf die imaginär sie umwehenden roten Fahnen geschrieben haben, wirkt dagegen um einiges angriffslustiger. Das Trio aus Oakland, USA, fühlt sich den „peoples‘ masses“ verpflichtet, reckt dafür nicht nur die Gitarren, sondern auch schon mal die Arbeiter-Faust. Dass die in trauter Eintracht mit der Arbeit der Stirn nicht nur agiert, sondern auch agitiert, davon zeugen Samples, die Bassist und Keyboarder Sergio per Knopfdruck in die Fugen der Gitarrenwände hämmert. George Bushs schnarrendes Organ und die obligatorischen Sirenen des Unterdrückungsapparats sind darin ebenso zu hören wie die Predigten seiner Gegner von ganz links. Angriffslust weht auch von Francis‘ Highhat-Orgien herüber, eine Drum-Maschine, die nicht müde wird die Beschleunigung zu organisieren. Ansonsten bearbeiten Sergio und Matthew die Gitarren durchaus auch mal ruhiger, als würden Maschinengewehrsalven präzise Gänseblümchenköpfe von den Stielen schießen.

Manifestös raunen wieder die Samples dazwischen: „Sound comes from science …“ Eine Aufforderung zum Melodiösen ohrwürmend eingängiger Riffs. Bevor die Gitarren wieder grollen gegen Bush und seinen Staat, tremolieren sie fast romantisch. Lagerfeuernd eben – und ganz familiär in der Attacke der drei Akkorde des Punk. Von Jörg Meyer