Legendenbildung auf mexikanisch

Panteon Rococo erstürmten in der Alten Meierei die Herzen der Ska-Fans

Der Einstieg konnte konsequenter kaum sein: Drei Power-Songs direkt hintereinander, es ist laut und am Mischpult wird nachgeregelt, Boxen vor dem unvermeidlichen Kataklysmus bewahrend. Die Gefahr droht in Form von Durchknallen, was man bei Panteón Rococó|Panteon Rococo schon irgendwie denken konnte. Wer eben noch auf der Veranda entspannte, wird von diesem etwas anderen Lorelei-Gesang magisch in den Saal gezogen.

Panteón Rococó|Panteon Rococo, die „Companeros Musicales“ aus Mexiko, erstürmen die Herzen der Ska-Fans kompromisslos und brachial. Es ist die Melange aus Latino-Rhythmen und Bläsersatz, Trommelwirbeln und Off-Beat-Gitarren, die den Moshpit der Alten Meierei zum Pogo anfixt. Der Gesang wird einem Maschinengewehr gleich stakkatoruppig ins Mikrophon geschossen, gegen soziale Missstände, globale Wirtschaftstendenz und politischen Machtmissbrauch. Teilweise tummeln sich auf der Bühne zwölf Musiker und man fragt sich, woher das heiße Orgelsolo kommen mag. Bis das Bandmitglied in der hintersten Ecker erspäht wird: „Da ist ja noch einer!“
Auch wenn die zweite Gitarre deplaziert wirkt und der Sound besonders am Anfang breiig rüberkommt: Der Stimmung im vollbesetzten Haus tut dies keinen Abbruch. Panteón Rococó|Panteon Rococo machen ihrem Ruf, eine der besten Ska-Bands ihrer Heimat zu sein, alle Ehre. Schweiß spritzt und tränkt die ersten Reihen in der Hitze der Nacht, unerbittlich fordert der Frontmann die Aufmerksamkeit der Tanzenden, pusht weiter nach vorne, während Bass, Schlagzeug und die Percussion-Batterie für Herzrhythmusstörungen sorgen. Ein absolutes Highlight und Läuterungsprozess nach den ganzen Kieler Woche-Ärgernissen generiert aus Cover-Unsinn, Rentnerrock und Radio-Werbung.
Stark sind Panteón Rococó|Panteon Rococo besonders dann, wenn sie traditionelle Strukturen aufbrechen und unerwartet mit poppigen Harmonien, Hardcore-Gitarren oder Free Jazz-Gebläse aufwarten. Dann durchdringt mehrstimmiger Gesang die Ohren und man ertappt sich dabei, wie man – obwohl des Spanischen nicht mächtig – ganze Refrains mitsingt. Panteón Rococó|Panteon Rococo spielen zwei Stunden lang ein Konzert der Extra-Klasse, das Vielen als Extraportion Legendenbildung in Erinnerung bleiben wird. cpu