Zu laut fürs Wohngebiet:

Der Alten Meierei droht das Aus
Kieler Nachrichten vom 21. August 2003

Ortsbeirat billigt Betreibern des Kulturzentrums letzte Chance am Runden Tisch zu
Hassee/Vieburg – Die Zukunft der Alten Meierei hängt am seidenen Faden. Nachdem Anwohner auf der (alle Fehler im Original, der Tipper) Barrikaden gegangen sind, weil sie sich durch lautstarke Konzerte in dem Szene-Kulturzentrum immer öfter um den Schlaf gebracht sehen, hat die
Stadtverwaltung in ihrer Eigenschaft als Vermieterin schweres Geschütz aufgefahren und den Bewohnern binnen kurzer Zeit zwei Abmahnungen erteilt. Dem damit drohenden Rausschmiss können die Mieter nur entgehen, wenn sie sich schleunigst mit allen Beteiligten zwecks Kompromiss-Suche an einen runden Tisch setzen.

Ordungsdezernent Torsten Albig nahm am Dienstagabend im Ortsbeirat zu dem Problem Stellung und betonte, dass die Alte Meierei eine erkennbare Entwicklung zu einem „professionell geführten Veranstaltungszentrum“ zeige. Konflikte mit der Nachbarschaft im Wohngebiet am und um den
Hornheimer Weg seien da unvermeidlich und auch aus sich der Stadt „nicht hinzunehmen“.

Die Verwaltung reagierte darauf nicht nur mit Abmahnungen, sondern obendrein mit einem Prüfverfahren wegen der fehlenden Konzession für diese laut Albig „gaststättenähnliche Lokalität“. Indes versicherte der Ordnungsdezernent ebenso wie Liegenschaftsamtsleiter Hans Mehrens, dass
es keineswegs darum gehe, ein Kulturzentrum platt zu machen. In der etwa 20-jährigen Geschichte der Alten Meierei hat es laut Mehrens „verhältnismäßig wenig Beschwerden“ gegeben, weil die dortigen Konzerte kaum über einen erweiterten privaten Rahmen hinausgegangen seien. Der
jetzige Trend zur breiten Öffentlichkeit schaffe aber eine neue, im Mietvertrag so nie definierte Sachlage.

Konkret fordert die Stadt von den Betreibern der Alten Meierei, noch in diesem Monat ein Konzept für besseren Lärmschutz vorzulegen. Ehe das Papier nicht abgesegnet und umgesetzt ist, darf nicht mehr musiziert werden. Das Problem dabei: Schon vergangenen Freitag gab es ein Konzert und damit einen klaren Verstoß gegen die Auflagen. Nach zwei Abmahnungen wäre damit die Kündigung des Mietvertrages der nächste Schritt, und Derzernent Albig zeigte sich im Ortsbeirat auch wild entschlossen dazu.

Obwohl die in die Kritik geratenen Meierei-Betreiber nach Angaben des Vorsitzenden Franz Heckrodt (CDU) erst jüngst ein Gesprächsangebot des Ortsbeirates ignoriert haben, soll vor diesem Schritt ein letztes Mal versucht werden, zu einer Lösung zu kommen, mit der alle Seiten leben können. Die bündnisgrüne Ratsfrau Regina Rosin, die engagiert für einen solchen Versuch geworben hatte, will versuchen, spätestens bis zum 20. September alle Seiten an einen Tisch zu bringen. Als vernünftig bezeichnete dieses Unterfangen auch Ordungsdezernent Albig, der jedoch zugleich davor warnte, dies als Rückzug der Stadt zu deuten: „Wir halten an unserer Rechtsposition fest und werden handeln, sobald es zu weiteren Verstößen kommt.“

Deutlich entspannter war das Klima im Ortsbeirat, als der neue Verein „Waldhaus Kiel“ über seine Pläne berichtete, das ehemalige Forsthaus im Viehburger Gehölz zu einem Naturerlebniszentrum auszubauen. Lob gab es vor allem für die Absicht, das Gebäude gemeinsam mit dem Verein der
Indianerfreunde und dem Waldkindergarten zu nutzen. Auch Hans Mehrens vom Liegenschaftsamt zeigte sich zufrieden, dass die zunächst vom Abriss bedrohte Immobilie auf diese Weise erhalten und sinnvoll genutzt werden kann. (mag)