Spielfreude, wildes Gebange und die einfach geilen Songs

Tag 79 Im Container: Karl-Heinz hat mal wieder die Alk-Vorräte des gesamten Team-Blaus ausgesoffen. Und damit nich genug – im Vollrausch hat er ins Schlafzimmer geschissen! Die Pottsau! Den werd ich nominieren und bei der Bechthild anschwärzen! Aber erstmal darf ICH die Scheiße wegmachen, weil Karl-Heinz noch im Koma liegt und… ARRRRRRRRGGGGGHHHH – was für ein Alptraum!!!! Schweißgebadet wach ich auf und suche mein hämmerndes Herz zu beruhigen. Dabei steht heut doch mit Noise Forest inner Meierei ein durchaus erfreuliches Ereignis an!

Aber erstmal ist Grillen im Café Stietzel angesagt – der Biergarten ist eröffnet. Schon auf dem Weg nach Gaarden treff ich Frederick vonne CREETINS und Jan von den TYPHOON MOTOR DUDES, die auch mit Rucksäcken voll mit ekligen Würsten gen Ostufer rollen. Und später läuft mir G.B. Glace übern Weg, der jedoch gesteht, dass er ZUR CAMPUS INVASION will – „aber nur zum Studenten gucken“! Von denen hab ich für mein Lebtach genug gesehen und daher freu ich mich, in Gaarden die üblichen Verdächtigen zu treffen. Ein Highlight setzt Kollege Schmaxel (Name von der Redaktion geändert…), der von seinem Vadder erzählt: „Mein Dad sitzt grad im Knast wegen Beamtenbeleidigung! Eigentlich sollte er nur inne Ausnüchterungszelle, aber zum Bullen sgte er: `Von einem Diener dieses Scheißstaates lass ich mir GARNIX sagen` „. Ja ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, odäwat?!? Nervig nur der neue Hund von Kalle, der sich willkürlich bestimmte Leute als Hassobjekte rauspickt, die er dann permanent anknurrt und anbellt. Leider gehör ich auch dazu und das Vieh beißt mir doch glatt in den Schuh! Nicht sehr doll, aber genug, um `nen Schreck zu kriegen. Schließlich wird die „Bestie“ angeleint, und ich frag mich, was dem armen Tier wohl bei seinen früheren Besitzer widerfahren sein muss? Aber ansonsten eine schöne Gartenparty, die Humpen kreisen und es wird zusehends voller. Als nahezu dat gesamte Punkervolk aus Gaarden versammelt ist, eise ich mich jedoch los, denn ich will lieber MOSHEN.

Imbecile sind bereits durch, als ich dat geliebte Etablissement betrete. Übrigens gibt es üble Hinweise darauf, dass es der Meierei vielleicht noch in diesem Jahr an den Kragen geht. Unsere künftige Bürgermeisterin Miss Volquartz wird ja Dienstag ins Amt gesetzt und sie hat schon verkündet, dass sie in Kiel keine freien, selbstverwalteten Räume dulden will. Ein Arsch aus dem Ordnungsamt war bereits neulich mit zwei Bullen da! Da fügt sich mit der Räumung der Bambule in HH, der bedrohen Walli in Lübeck, des bereits abgerissenen Musico-Gebäudes an der Hörn usw. ein feines Mosaik zusammen. Aber wenn die Meierei tatsächlich geräumt werden sollte, wird es hoffentlich BREITEN Widerstand geben. Ich werde dabei sein!!

Leider sind heut wenig Leute da. War aber zu erwarten, denn NOISE FOREST haben in letzter Zeit mehrfach in Kiel gespielt und die anderen Bands sind zumindest hier (noch) nicht sehr bekannt. Ich kenn OSH auch eher zufällig – nach einem BONEHOUSE-Gig in Berlin blieb nämlich ein Stapel OSH-CDs auf unserem Veraufstisch liegen, he he. Die ham wir natürlich alle verkauft und das Geld gespendet… Osh sind schon cool – die Basis ist Death Metal, der aber in jedem Song durch abgefahrenste Einflüsse erweitert wird. Die Selbstbeschreibung der Band – progressiver Grindrock – ist ganz treffend, wobei auch mal ordentlich gegroovt wird. Der Sänger fällt mir gleich durch seine geile Röhre zwischen Blackie Lawless und Keith Deen (HOLY TERROR – kennt noch jemand KULTSONGS wie „Debt Of Pain“, „Guardians Of The Netherworld“ oder „Distant Calling“?) auf, ab und zu singt er auch mal mit klarer Stimme. Und wenn er gerade nicht singt, hechtet er zu seiner Ansammlung von BONGO-Trommeln, die das rhythmische Element der Band noch stärker hervorheben. Das Ganze wird auch angenehm locker präsentiert. Wäre ja auch peinlich, vor so wenig Leuten den fetten Stadion-Helden zu mimen (was ja einige Bands TROTZDEM tun). „Soll ich euch jetzt die Band vorstellen? Nee? Wollt ihr mir asige Sprüche nachsabbeln? Wollt ihr wenigstens die Rüben schütteln?“ Schön offenbar auch die Texte, heißt es doch in einem Song namens „Helsingør“:
„Wir werden wissen müssen
Wir werden lügen müssen
Wir werden spielen müssen
Und betrügen müssen
Wir werden lieben müssen
Wir werden töten müssen
Wir werden weinen müssen
Und vergessen müssen

Wir werden wissen lernen
Wir werden lügen lernen
Wir werden spielen lernen
Und betrügen lernen
Wir werden lieben lernen
Wir werden töten lernen
Wir werden sterben lernen
Wir werden gehen müssen.“

Dat hab ich mir natürlich so schnell nich gemerkt, sondern von der schicken Homepage der Band (Osh-music.com).

Gut, gut nach der Begrüßung so einiger Originale wie des ersten NOISE FOREST-Drummers Gichti und des Schäbi-Metal-Freaks Gonzo ballern dann Noise Forest los. Und wie immer überzeugen sie auf ganzer Linie: Spielfreude, wildes Gebange und die einfach GEILEN Songs, zu denen man ordentlich abgehen kann. Wie schon bei OSH machen die wenigen Anwesenden ordentlich Alarm. Der Sound ist anfangs nicht soo geil, aber 4k-Mainmain Möhre am Mischpult kriegt das im Laufe des Gigs immer besser gebacken. Wie neulich im Tucholsky überzeugt auch heute wieder der neue Drummer Steni (spielt übrigens auch bei BRAINFUCKERS FUN FOUNDATION) mit gnadenlos tightem Gehämmer. Zum vorherigen Trommler Jürgen ham sie auch noch ein gutes Verhältnis, wie mir Klampfer Owe später erzählt, z.B. hilft der dieses Jahr noch bei einem Festival-Gig aus, weil Steni da verhindert ist. So sollet sein! Überraschenderweise verlassen die Leute danach recht schnell den Laden, sonst feiert der Mob in der Meierei doch immer bis in die Puppen. Na, zu dritt geht es dann aber auch noch gut ab und als ich nach Hause eier, brennt die Sonne bereits erbarmungslos vom Himmel