Don’t eat limp bisquits they taste like old rockshit

Ein hartes Punkrock-Wochenende mit wenig Schlaf im Kreuz und einen feucht-kalten Weg mit dem Fahrrad zur Meierei vor mir. Sollte ich meine geschundenen Knochen tatsächlich aufraffen? HELL YEAH, gar keine Frage, haben die The Revolvers doch mit „A Tribute To Cliches“ eins meiner Lieblingspunkrock-Scheibchen 2002 rausgehauen!

Ein hartes Punkrock-Wochenende mit wenig Schlaf im Kreuz und einen feucht-kalten Weg mit dem Fahrrad zur Meierei vor mir. Sollte ich meine geschundenen Knochen tatsächlich aufraffen? HELL YEAH, gar keine Frage, haben die The Revolvers doch mit „A Tribute To Cliches“ eins meiner Lieblingspunkrock-Scheibchen 2002 rausgehauen!

Erfreulich gut besucht war die Meierei, was an einem Sonntag ja auch nicht selbstverständlich ist. Der Laden platzte zwar nicht aus allen Nähten, aber über 100 Leute waren es bestimmt. Als erste Band hatte man It depends rangeholt und die begrüßten uns dann auch gleich freudestrahlend: „Hallo! Wir sind’s wieder, eure Lieblingspopper aus Kiel!“ Na, na – Popper ist nun zu hart gesagt, aber PopPunk isses dann wohl schon. Hab die Band hier ja schon des Öfteren Revue passieren lassen, einige sahen sie sicher zum ersten Mal. Schöne Melodien gab es zuhauf, dazu flotte Rhythmen und allerlei Gealber zwischen den Songs. Einigen war dat, wie ich hörte, z.T. ZU albern, ich hatte meinen Spaß, wie die Jungs sich gegenseitig und ihre Freunde im Publikum auf den Arm nahmen oder durch inhaltlich wertvolle Ansagen glänzten („Wer uns kennt, könnte den nächsten Song kennen. Wer uns nicht kennt, kann den nich kennen“). Da fiel sowieso ein wagemutiger Rollstuhlfahrer auf, der sogar mehr oder weniger freiwillig am Pit teilnahm (na gut, irgendso’n Asi hat sich ihm einfach auf den Schoß geworfen). Beachtlich auch, wie die Band auf der Bühne rumhoppelte und dabei trotzdem nie wat aus dem Ruder lief.

Aber dann REVOLVERS. Ich war schon gespannt, ob die Ruhrpöttler auch live überzeugen. Und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Tun sie! Oft werden sie von der Presse gern als „Rock`n`Roll-“ oder „Punk’n’Roll“-Truppe tituliert. Doch dat ist Bullshit, lass dat Mode-Schublädchen mal zu und nenn es PUNK, Dicken. Dat unterstrich die Band dann auch mit rotzigen Covers von SLIME („Zu Kalt“ – super!) und SEX PISTOLS (weiß nich mehr, welcher Song). Professionell und locker zugleich rotzte man sich durch ein angenehm langes Programm. Genial dabei auch der Wechselgesang von den beiden Gitarristen Uwe Umbruch (der übrigens mit seiner EX-Band PUBLIC TOYS schon mal in Kiel gespielt hat, dat war damals im Subway mit den KASSIERERN, wenn ich mich recht entsinne) und Marc (früher mal DISTRICT), wobei es mir besonders die ziemlich feminin klingende Stimme von Marc angetan hat. Doch bevor ich es vergesse: Erstmal gab es Ärger. Die Band hatte an eine Box ein Pöster von Jeanette (oder einer ähnlichen Chanteuse) gehängt und wurde daraufhin des Sexismus bezichtigt. Ich muss sagen, dass es auf mich nicht sexistisch gewirkt hat, sondern eher wie eine Verhöhnung dieser Medien-Mutantin. Quasi eine Zur-Schau-Stellung ihres peinlichen Images. Aber wie man das auch auffasste – gut war auf jeden Fall die Reaktion von Uwe. Der nahm die Kritik durchaus ernst. Er fühlte sich zwar zu Unrecht angegriffen, wollte aber ganz deutlich machen, dass er bzw. die Band nix mit Sexismus am Hut habe und bezog in mehreren Ansagen (eine noch vor dem Gig) klare Stellung und nahm das Poster auch ab. Diese Gesprächsbereitschaft und Offenheit sollten gewisse „Rockstars“, die in ähnlichen Situationen beleidigt rumbocken und auf stur schalten, erst mal erreichen! Überhaupt kam die Band sehr sympathisch rüber (auch wenn Uwe sich ein verschnörkeltes „Arrogant“ auf den Bauch hat stechen lassen…). Vor „Rock’n’Roll Is Dead“ gab es erst mal für sämtliche pseudohippe Rockstarbands eine Klatsche: „Ich hab nich mal ’n Fahrrad, was soll ich da über beschissene Autos singen?“. Right on! Auch der Refrain ist ja groß: „Rock’n’Roll is dead – and I don’t wanna be – the next Mike Ness copy“. Auch die erbärmlichen Reunions alter Punk-Helden wurden mit scharfer Zunge angegangen, da blieben weder CLASH noch DEAD KENNEDYS verschont („NO CLASH REUNION“: „No Clash Reunion – Not today / Joe Strummer’s dead and far away. / No Clash Reunion – No Punk Revival anyway“). Die neue Platte hab ich mir erst an diesem Konzertabend geholt (10,- Euro für ’ne schicke LP im Klappcover – dat machen nur die guten Bands, he he), daher weiß ich nicht mehr so genau, was von der so dabei war. Aber die „Tribute…“ wurde fast komplett durchgezockt, wobei „Realize“, „Rock’n’Roll Babylon“, „Ain’t Got No Sense“ oder „I Send You A Rockstar Postcard From LA“ live echt noch effektiver zündeten als auf Pladde. Verdammt viele „Extra-Songs“ gab es auch (ich sag nicht „Zugabe“, weil die Band gar nicht erst von der Bühne ging). Im Publikum ausgelassenes Getanze, wobei sich ein gewisser Bassist einer gewissen Kieler Punkrock-Truppe durch volltrunkenes Rumgeeier mitten durch den ganzen Saal und coole Posen (breitbeinig vor der Bühne am Bierschlucken und mit der anderen Kralle den Mittelfinger hochgestreckt…) hervortat. Ich plädiere für ihn ab jetzt auf den Namen „Side Show-Bum Bum“…
Schönes Konzert, und denkt immer dran: „Don’t eat limp bisquits they taste like old rockshit“…