Respekt für die Youth Brigade

Youth Brigade, Suburban Scumbags & Simpletones AD / 26.11.10 – Kiel, Alte Meierei

Man könnte heftig darüber diskutieren, woran es liegt, dass die ganzen alten Punk- und Hardcore-Recken entweder immer noch dabei sind oder sich wie wild wieder zusammenraufen. Haben die jungen Leute von heute nichts zu sagen, kommt da nichts nach? Kein Feuer im Arsch? Oder warum zeigen uns immer mehr Menschen, die das halbe Jahrhundert voll haben, wo der Hammer hängt?! Falls ein junger Soziologiestudent ein Thema für die Abschlussarbeit braucht, bitte! Für die Spätgeborenen auf jeden Fall geil, all die Wegbereiter in unser aller Lieblings(sub)kultur live und in Farbe zu sehen. Jetzt, wo ich das schreibe, find ich das auch immer noch krass. Erst letztens habe ich „Another State Of Mind“ gesehen, 1982 (!), also in einem Jahr, in dem einige gestrige Besucher noch nicht mal geboren waren, gingen Youth Brigade mit Social D. (und Minor Threat) auf gemeinsame US-Tour. Und 28 Jahre später spielten sie nun also in den heiligen Hallen der Alten Meierei.

So gingen wir auch früh hin, um uns einen Stempel abzuholen, da wir dachten, dass es sauvoll wird. Da wurde noch der Jubiläums-Film „Let Them Know“ zum bandeigenen Label (BYO) gezeigt. Wir sind dann aber nochma wieder los, um dann die Suburban Scumbags zu verpassen. Möge jemand über deren Auftritt berichten.

Erst zu Simpletones AD waren wir vor Ort. Laut myspace spielen sie Indie und sind zu viert. Wenn ich richtig zählen konnte, waren sie gestern als Dreiergespann unterwegs und ein Mann und eine Frau teilten sich den Gesang. Unter der Schublade Indie würde ich anderes vermuten, würde so Richtung (Punk-)Rock/Powerpop tendieren. Sind auf jeden Fall auch (wieder) seit langem unterwegs. Hängen geblieben ist „Son Of A Bitch“. Waren okayer Vorgeschmack auf das, was folgen sollte. Bevor hier wieder jemand rummeckert: is meine Meinung und einige fanden die bestimmt auch hammer, aber ich freute mich dann doch allmählich auf Youth Brigade.

So voll wie gedacht wurde es dann zwar doch nicht, aber gut gefüllt war es nachher. Viele „alte“ Herrschaften hatten sich offensichtlich von ihrem Sofa aufraffen können. Und ich fand Youth Brigade dann auch richtig geil! Herrlich, wie die Stern-Brothers nebst Anhang uns ihre Version von melodischen Punkhardcore entgegenfeuerten. Songs von dem schweinegeilen Album „Sound and Fury“ in meiner Heimatstadt in echt bewundern zu dürfen, war einfach geil. Mein Gehirn kam nachher auch gar nicht mehr mit, kaum hatte man eine Melodie vermeintlich unauslöschbar im Gehirn, wurde sie von der nächsten verdrängt. Schon krass anachronistisch kamen Ansagen über Ronald Reagan, im Endeffekt läuft heute der gleiche Scheiß wie eh und jeh. Also wenn ich ma groß bin, möchte ich auch so werden. Mit 50 noch so engagiert und authentisch den DIY-Stempel aufrecht zu erhalten, find ich immer wieder bemerkenswert. Und es ist einfach so, dass viele mit dem Eintritt ins Arbeitsleben all dies hinter sich lassen. Respekt für die Youth Brigade! Schönschön! Danke! Und als nächstes dann Black Flag! 😉

Zum Schluss noch meine Bitte an alle, ihren Teller immer brav aufzuessen. Das war gestern so arschkalt! Nich nochma so einen Winter wie den letzten!