Austausch der Energie, des Spaßes & der Wut

Übersetzung aus dem Tourtagebuch von Cartouche – Mi. 27.10.2010 – Alte Meierei

Wir hatten es bisher nie in den hohen Norden Deutschlands an die Ostseeküste geschafft. Der Wetterbericht war nicht wirklich mit uns, aber trotzdem sind wir nicht schlecht bis in den Norden durchgekommen.

Wir sollten heute in der Alten Meierei spielen, einem Squat, das Anfang der 80er Jahre legalisiert worden ist, das letzte Überbleibsel dieser Epoche. Dieser Abend fand im Rahmen der VoKü SchwarzRot statt, einer vegetarischen Volxküche. Ein Teil des Eintritts geht auch an die Kampagne gegen die Atommülltransporte mit einem Zug, die „Castor“ genannt werden. In Deutschland werden diesbezüglich zahlreiche Aktionen und eine Großdemonstration angekündigt. Überall sieht man hierfür Plakate und Flyer.
Der Veranstaltungsort beherbergt außerdem ein Antifa Café und es gibt auch Theater, zum größten Teil finden aber Konzerte statt. Darüber hinaus gibt es einen Wohnbereich. Großer Ort, mit nicht wenig Geschichte, die von den Wänden spricht.

Im Gegensatz zu der Nässe draußen, wurde drinnen [… für eine warme Atmosphäre gesorgt, bevor wir mit unserer Tour fortfahren. Vor der Bühne herrscht durchgehend Bewegung und mit dem Publikum findet wiedermal ein wechselseitiger Austausch der Energie, des Spaßes, der Wut und schließlich all dem was jeder/r spüren kann, statt – Szenenwechsel – um danach mit einer wilden Tanzparty mit einer musikalischen Auswahl aus den 80er Jahren von DJ Mehdi eine zweite Halbzeit zu beschreiten.

Die dritte Halbzeit findet in einem Haus statt, in dem sich Punks, Skins und Antifas eingenistet und sich einen Wohnraum geschaffen haben, in dem man sich befreien kann. In diesem Sinne haben sie hier auch einen Infoladen eingerichtet, wo am nächsten Tag auch unser Frühstück stattfinden wird. An diesem Abend ist der Geburtstag von Punk bleu und daher findet eine Party in seinem kleinen Zimmer statt, wo er den etwas andersartigen Abend in einer Art rosa Kostüm/Kleidchen und „Jägermeister“ trinkend beendet, einem Alkohol aus aromatischen Pflanzen. Äh, genug des Speziellen…

Am folgenden Tag wieder ein bisschen Tourismus, wir wollten das Meer sehen. Nach etwa 20 Kilometern traf man sich an einem riesigen Strand wieder, wo ein starker Wind blies. Dort ragte ein ekelhaftes Denkmal für tote deutsche Seeleute hervor, für sämtliche wohlgemerkt. Es sieht aus wie eine Art Bug von einem riesigen Schiff, im faschistischen Architekturstil. Zu seinem Füßen kann man ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg sehen (sic!)…
Außerdem kann man viele lustige Souvenirs kaufen, wie z.B. kleine Fähnchen der deutschen Armee jener Epoche. In Anbetracht dessen lohnt es sich also nicht, sich die Weinflaschen mit dem Bildnis der Waffen-SS anzugucken, die man schönerweise an den Raststätten von Venedig sehen kann. Sehnsüchte der Faschos oder was?

Übersetzung von www.myspace.com/cartoucherockandpunk.