Mit dem eisernen Besen durch die Meierei

Agrotóxico, Vladimir Harkonnen, Rasta Knast (24.09., Alte Meierei Kiel)

Der letzte Konzertbesuch liegt schon um einiges zurück, Grund genug also, am vergangenen Freitag in die Alte Meierei zu gehen und sich ein schönes Dreierpack Hardcore-Punk zu geben. Auch wenn alle drei Bands schon letztes Jahr in der Meierei waren (damals noch mit Bambix), so ist ein Wiedersehen mit guten alten Bekannten ja auch mal ganz schön.

Als ich um viertel nach zehn ankomme, haben Rasta Knast gerade angefangen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich die meiste Zeit des Gigs vor der Tür stehe, denn schon beim ersten Mal fand ich die Band eher mal unspannend, um nicht zu sagen, sterbenslangweilig. Gefälliger melodischer Punkrock, der zum einen Ohr rein- und zum anderen Ohr wieder rausgeht. Auch wenn vor der Bühne doch was los ist und die Resonanzen, soweit ich das beurteilen kann, ordentlich sind, ich bin froh, als der letzte Song angekündigt wird und kurze Zeit später Schluss ist.

Zu diesem Zeitpunkt ist ein Teil des Publikums, dass eine interessante Mischung aus altbekannten Gesichtern sowie eher selten in der Meierei gesehenen Gästen bietet, schon DEM Punkklischee schlechthin gerecht geworden und hat gekotzt. Neben einigen schönen Iros wohl der Beweis, dass sich mensch auf einer Punkshow befindet. Schade nur, dass niemand direkt vor/auf der Bühne neben den Monitorboxen seinen Rausch ausschläft, das war früher ein fester Bestandteil jeder größeren Show in der Meierei.

Kommen wir jetzt zum komischen Teil des Abends. Letztes Jahr haben Vladimir Harkonnen die Meierei zum Kochen gebracht und ordentlich abgeräumt. Und obwohl auch dieses Mal alles stimmt und vor der Bühne der Mob tobt, bleiben die Reaktionen bis zum Ende hin ziemlich verhalten. Keinesfalls schlecht, aber halt schaumgebremst. An der Band liegt das jedenfalls nicht, dort wird alles gegeben, Frontmann Philipp Wolter verteilt vegane Burger als Publikum, promotet den Blog eines Kollegen (Tofunerdpunk) und glänzt mit politisch durchdachten Ansagen. Die neuen, härteren Songs wie ‚Frontex Fuckers‘ ergänzen sich perfekt mit alten Krachern wie ‚Roadkill BBQ‘ oder DEM VH-Song ‚Party Of The Damned‘ (natürlich als letztes gespielt), so dass auch musikalisch alles stimmt. Nur halt die Publikumsreaktionen nicht. Naja, vielleicht beim nächsten Mal.

So, jetzt ist endlich Zeit für die brasilianischen Hardcore-Punks von Agrotóxico. Letztes Mal war es spät, ich dementsprechend betrunken und nicht mehr ganz aufnahmefähig. Dieses Mal ist es anders und das Quartett fegt mit dem eisernen Besen durch die Meierei. Kompromißlos-wütender Hardcore mit Punkeinschlag wird dargeboten, immer schön schnell und direkt. Dazu teilweise dreistimmiger Gesang und eine Band, bei der vor allem der Schlagzeuger vor Energie nur so strotzt. Trotz der limitiert erscheinenden Songs wird der Auftritt zu keiner Sekunde langweilig, aber es ist auch schwer, diesen Orkan in Worte zu fassen, dass muss mensch einfach live erleben. Zumal die Brasilianer sehr smypathisch und bodenständig rüberkommen und mit einem ausgedehnten Zugabenblock dem Publikum den Rest geben. Ein großartiges Konzert, auch wenn hier die Publikusmreaktionen etwas hinter der Qualität des Gigs zurückbleiben.

Aber auch so bleibt zum Abschluss ein sehr schönes Konzert und die unbedingte Empfehlung, sich Vladimir Harkonnen und Agrotóxico bei sich bietender Gelegenheit auf jeden Fall anzugucken.

Von laermstoerung: musik, mehr oder weniger