Das Niveau am heutigen Abend war extraördinär!

Sirens, Within Walls, Press Gang, Circle Kit / 20.03.08 – Kiel, Alte Meierei

„SAY FUCK NO TO EASTER, MAN“ lautete das heutige Motto der Konformisten. Und obwohl ich als Atheist natürlich immer eifrig antiklerikalen Parolen Beifall klatsche, nehme ich doch mit klammheimlicher Freude die Osterferien mit, hi hi…

Erst schien das Konz so schwach besucht wie’s letzte zu sein (ANNOTATION & Co.) – als ich gegen 22.00 Uhr eintrudelte, war ich noch einer der ersten Gäste. Leichte Krisenstimmung bei der Konzertgruppe. Verständlich, denn die Mädels & Jungs holen EINE GEILE TRUPPE NACH DER ANDEREN RAN! Und was macht ein Großteil der hiesigen Hardcorebewegung (mal das Wörtchen „Szene“ vermeiden)? Spielt zu Hause Sofakartoffel oder was? Okay, es SIND viele gute Konzis diesen Monat, und viele müssen stark auf ihr Portemonnaie achten und können nicht alles angucken. Aber könnte man nicht MAD SIN oder SMOKE BLOW mal sausen lassen und stattdessen Bands unterstützen, die noch kaum jemand kennt? (Nichts gegen die genannten Bands, die sind natürlich gut, aber eben auch oft zu sehen). Oder kann man nicht dem Geschmack der Konzertgruppe vertrauen? Die ham noch NIE Arschrock rangeholt! Das Niveau am heutigen Abend war jedenfalls wieder EXTRAÖRDINÄR! Ja, mit Ümlaut!

Zum Glück füllte es sich doch noch, sodass der Bereich vorm Tresen, wo das Geschehen heute abging, sich prall füllte. Hätte dann doch gern auch unten sein können (bisschen meckern muss sein, ab jetzt kommen fast nur noch huldigende Worte), so von wegen Bewegungsfreiheit.

Circle Kit waren genau jetzt genau hier für genau mich genau das Richtige: Fast & furious! So richtig fix kloppten die Berliner Straßenköter ihren Hardcore herunter und bewegten sich auch ordentlich. Die Stücke waren dazu mit originellen Breaks versehen UND eingängig dazu. Dedl nörgelte zu recht, dass die Seitenfraktion sich ruhig auch mal zum Mob hindrehen hätte können, aber vielleicht litten die ja gerade an kollektiver Akne?

Danach Press Gang, die ja schon auf dem Silvester-Spaß überzeugt hatten. Leider erwischten die Presswürste heute den miesesten Sound – der Gesang war kaum zu hören. Aber zumindest ich vermochte mein Gehör zu justieren (meine geheime Superkraft!) und die verschiedenen im Gesamtklang vom Untergang bedrohten Elemente in meinem Hirn derart zu ordnen, dass alles passte (lag vielleicht auch am Jägermeister/Energy-Mix, der mir eingetrichtert wurde…). Okay, super bei PRESS GANG sind der charismatische Sänger, ’nen echt cooles Punkerschwein, und der quadratische Bassist Pogo, der auch bei SHORT FUSE zockt. Auf jeden Fall die Band mit dem meisten Punk im Hintern heute!

Oha, was denn nu? Within Walls schoben plötzlich einen überraschend voluminösen Klangkörper in die Meierei. Runtergestimmte Gitarren ratterten feiste Riffs, dazu schleuderte uns ein phonstarker Brüllhans seine Stimmbänder entgegen. Fuck, die Band war richtig heavy! Auf die passte im Grunde der Begriff „Metalcore“ sehr gut, wenn er nicht zu 99% auf Bands angewendet würde, die melodischen Death Metal a la AT THE GATES spielen. Nö, bei WITHIN WALLS war definitiv die Hardcore-Seite dominierend (und zwar so Richtung BANE, UNBROKEN). Zusätzlich ballerten sie Moshparts und Thrashriffs raus, wie man sie sonst auf den Bühnen des With Full Force vernimmt. Leider konnte ich die Ansagen des Sängers akustisch nicht verstehen (mittlerweile lähmte die Mische meine Superkraft), aber er schien von Selbstbestimmung, einem freien Leben und positiven Werten zu erzählen.

Gar noch einen kleinen Ticken besser empfand ich Sirens. Eine sehr energiegeladener Auftritt, der Dreck und Melodie vereinte. Der Mob war nun auch endgültig in Wallung gekommen und es wurden diverse kleinere Circle Pits gezündet und ein, zwei Leute mussten gar in ihrer Euphorie gebremst werden, da sie doch etwas SEHR ungezügelt ihre Extremitäten in der Gegend herumschleuderten. Die Band war weit überm Durchschnitt – bisschen wat 90er Hardcore (SHELTER, GORILLA BISCUITS…), leichter Metaltouch, wie gesagt viel Schmutz, Energie und Ohrwurmmelodien. Erst nach dem Konz bei den Kollegen im Auto sah ich, dass es eine wunderschöne LP von denen im Klappcover gab mit ’nem Elch oder so auffem Cover. Und ärgern.

http://www.dremufuestias.de