Emotionale Bombe: Assata in der Meierei

KIEL– Als würde ein schneekettenbewehrter Müllwagen auf Schotterpiste von fliegenden Kettensägen attackiert, so fräst sich der Sound ins Hirn.
Woher das Girlie am Bass die Stimme nimmt, die direkt im Vorhof der Hölle
geschmiedet worden sein muss, weiss Gott allein.

Assata haben sich im Eingangsbereich der Alten Meierei ein Plätzchen gesucht und ihre Verstärker aufgebaut. Assata kommen aus Wien und spielen Grindcrust mit Techno-Einflüssen. „Grindcrust“, mag sich nun manch Neugieriger fragen, was mag das sein?

Tatsächlich scheint der Phantasie in punkto Stil-Stempel auch in diesem Fall keine Grenzen gesetzt. Hier paaren sich Hardcore-Punk und Metal-Elemente, durchmischt mit Industrial-Einflüssen, dürfen Turntables klötern und Samples krachen. Ruhigere, durch die zwei Bässe ansatzweise groovende Passagen wechseln mit maschienengewehrartigen Stakkato-Salven, die den Dezibel-Pegel extrem hoch schrauben. Das manische Geschrei scheint direkt aus frühesten Menschheitstagen zu stammen, musikalisches Know-how darf hier guten Gewissens höchstens rudimentär genannt werden. Vor allem das Schlagzeugspiel wirkt orientierungslos, Fills werden angedacht statt ausgespielt. Ein eigener Charme? Sicherlich.

Denn auf der anderen Seite schafft es dieses Quartett, die zwei Handvoll Neo-Fans der Band vor der provisorischen Bühne zum Tanzen zu bewegen. Es ist Musik, die aus der Seele kommt; ein gepeinigter, aus gesellschaftlichen Zwängen und Familien-interner Ablehnungshaltung resultierender Molotow-Cocktail der Gefühle, in dem Herzen gleich Zeitbomben ticken und nur das Extrem als Katalysator fungieren kann.

Auf Vienna Riot Radio verschaften sich Assata zum erstenmal Gehör, ein fast
denkwürdig zu nennendes Ereignis für die Genre-Fans, denen Assata nach langer Durststrecke wieder das Gefühl geben, dass in dieser Schublade noch Leben steckt. Wer die früheren Nine Inch Nails mag, der könnte sich auch mit Assata anfreunden.

Ganze 25min dauert der brachiale Parforceritt, dann ist Schluss. Wenn der
Erzengel Gabriel in die Posaune stößt, um die Appokalypse anzukündigen, hat er hoffentlich daran gedacht, Assata als Vorband zu casten.
Ein faszinierendes Konzert. -cpu.