Pressemitteilung vom 21.10.2003

„Solidarität ist eine Wärmewelle“
■ breite Unterstützung für die kündigungsbedrohte Alte Meierei: 160
Veranstaltungsorte, Betriebe, Bands, Initiativen und Personen aus Kunst und
Kultur unterzeichnen Solidaritätserklärung
■ Konzertdemonstration am 24.10.

Hintergründe
Die ‚Alte Meierei‘ ist ein Wohnprojekt und politisch-kulturelles Zentrum in Kiel. Vor fast
genau 20 Jahren wurde es als aus der HausbesetzerInnenbewegung entstandenes
Ausgleichsobjekt bezogen. Neben verschiedenen anderen Aktivitäten fanden von Beginn an
öffentlich beworbene Konzerte statt. Für das kulturelle Leben in der Alten Meierei ist der
soziale Inhalt zentral, der durch selbstorganisierte und für alle bezahlbare Veranstaltungen
ohne jeden Gewinn für die VeranstalterInnen gekennzeichnet ist.

Seit mehreren Monaten sind vor allem diese Konzerte Gegenstand von Konflikten zwischen
NutzerInnen, AnwohnerInnen und der Verwaltung der Stadt Kiel geworden, die auf
unterschiedlichen Ebenen anzusiedeln sind: Das Interesse der NachbarInnen ist nur eine
Minderung des aus der Veranstaltungshalle dringenden Lärmes. Die Verwaltung nutzte aber
die Gelegenheit, die Alte Meierei mit verschiedenen ordnungsrechtlichen Bestimmungen
massiv unter Druck zu setzen. So verschickte das Liegenschaftsamt der Stadt Kiel auf Grund
des öffentlichen kulturellen Betriebes zwei mietrechtliche Abmahnungen und droht mit einer
unmittelbar bevorstehenden Kündigung.

Aktuelle Entwicklungen
Am 24. Oktober werden sich NutzerInnen und AnwohnerInnen der Alten Meierei, sowie das
Liegenschaftsamt, das Ordnungsamt und VertreterInnen der Parteien zusammensetzen. Die
Initiative zu diesem Treffen ging aus der Grünen Ratsfraktion hervor. Laut Einladung soll es
dort um die Lärmfrage gehen, die zu Konflikten mit den AnwohnerInnen geführt hat. In
diesem Zusammenhang hat sich von Seiten der NutzerInnen der Alten Meierei einiges getan:
Schon seit einem Nachbarschaftstreffen Anfang Juli enden Konzerte spätestens um 22 Uhr bis
die NutzerInnen die effektive Schallisolierung fertiggestellt haben. An diesen Umbauten wird
täglich gearbeitet und die Fertigstellung ist im November zu erwarten. Vergangene Woche lud
die Alte Meierei ihre NachbarInnen zu einer Besichtigung der Bausstelle ein.
Nach einer Konzertkundgebung am 28. August mit 250 Anwesenden und der Demonstration
von 600 Menschen am 20. September rufen die NutzerInnen und FreundInnen der Alten
Meierei erneut zu einer den Runden Tisch begleitenden Konzertdemonstration auf. Die
NutzerInnen sehen sich durch einen neuen Brief des Liegenschaftsamtes darin bestätigt, dass
öffentliche Proteste für den Erhalt der Alten Meierei von großer Bedeutung sind. In diesem
Brief erneuert der Leiter des Liegenschaftsamtes, Hans Mehrens, kurz vor dem Runden Tisch
die Kündigungsandrohung gegenüber der Alten Meierei. Falls die NutzerInnen weiter das
ihnen 20 Jahre gewohnte Recht Konzerte zu veranstalten in Anspruch nehmen, werde ihnen
gekündigt. Die NutzerInnen hingegen betrachten Konzerte neben vielfältigen anderen
Veranstaltungen als Notwendigkeit, um das Zentrum am Leben zu erhalten und für ihre
Anliegen zu werben.

Breite Unterstützung für die Alte Meierei
Gegen die Bestrebungen der Verwaltung regt sich mittlerweile auch in anderen
gesellschaftlichen Bereichen starker Protest. In einer Solidaritätserklärung wird eine
Rücknahme der Kündigungsdrohung und eine politische Bestandsgarantie für die Alte
Meierei mit ihren unkonventionellen Formen gefordert. Darüber hinaus ordnet die vom
Kneipenkollektiv Sponti Hansa aus dem Kulturzentrum Hansastraße 48 initiierte Erklärung
die Bedeutung der Alten Meierei in gesellschaftliche Veränderungen ein, die zunehmend von
Kommerzialisierung, Privatisierung und sozialer Ausgrenzung bestimmt sind und stellt fest:
„Orte, an denen selbstorganisierte und für alle bezahlbare Kultur ohne jede
Gewinnorientierung stattfinden können, sind gut und nicht schlecht!“ Svenja H., eine der
InitiatorInnen der Aktion, ist selbst beeindruckt über die Welle der Solidarität. Innerhalb von
nur zwei Wochen unterzeichneten 160 Veranstaltungsorte, Bands, Betriebe, Initiativen und im
Bereich Kunst und Kultur Tätige die Erklärung. Viele von ihnen erklärten auch ihre
Bereitschaft zur weiteren Unterstützung des Kampfes für den Fortbestand der Alten Meierei.
Die Erklärung dokumentiert die kulturelle, soziale und politische Bedeutung des Zentrums.
Die NutzerInnen sehen sich in ihren Aktivitäten bestätigt und rufen dazu auf, sich am
kommenden Freitag an der um 16 Uhr auf dem Holstenplatz1 beginnenden Demonstration zu
beteiligen.
Mit freundlichen Grüßen,

Susanne Schröder für das NutzerInnenplenum