Hardcore ohne Handbremse

War das ein geiler Abend! Das hatte ich vorher echt nicht erwartet, dass mich erst in der Meierei ein ASTREINES HC-Konz mit Gänsehautfaktor 10 und danach noch eine irrwitzige Freakshow in der Räucherei erwartet. Deshalb hier in zwei Teilen die jeweils in sich abgeschlossenen Aventuren des furchtlosen Reporters für die wagemutigen und aufgeschlossenen Madels und Buben von heute: Sofern Sie über einen nicht hirnzersplitterten Geist verfügen, Lesen Sie hier Teil 1: „HARDCORE OHNE HANDBREMSE!“ (Teil2 auf dremufuestias.de)

Ein erster Wink des Schicksals, dass heute in der Tat ein denkwürdiger Abend anstand, offenbarte sich mir bereits am Plattenstand in der Meierei. Fand ich doch endlich die von mir langgesuchte LOXIRAN-7″ mit HC-Hits wie „Mutter Erde“ und „Kampfgeist“. Diese leider verblichene Rendsburger Band war einfach genial und es ist toll, dass diese Single wieder erhältlich ist. Wenn ich den netten Dealer richtig verstanden hab, gab es wohl noch Singles, aber keine Cover mehr. So hat man neue Cover erstellt, nett gemachte RIP-OFFS von MDC, DISCHARGE, SS DECONTROL, BAD RELIGION und SEPTIC DEATH. Coole Sache, zu kriegen bei PER KORO!
Ja, die Meierei war zwar nicht übermäßig voll (ca. 90 Leute), aber die Stimmung bereits gut, als die American Tourists ihr Konz begannen. Ich hatte sie ja gerade in Husum gesehen, heute gefielen sie mir sogar noch besser. Der Sound war vielleicht nichts für den High End-Musikliebhaberdödel, aber es war schön LAUT und kam krispeliger krachiger rüber als neulich. Die ersten Songs (man startete mit dem geilen „Property Of Neumünster-City“) kamen auch ziemlich tight rüber, in der Folge ließen die Jungs beim Zusammenspiel etwas die Zügel schleifen. Aber dafür vermittelten sie umso mehr Enthusiasmus und der Sänger/Gitarrist brachte uns mit seinen netten Ansagen doch immer wieder zum Lachen. Ja, wir haben MIT DIR gelacht, ganz klar! Der Bassist grinste verträumt, während der Trommler ordentlich auf sein Kit einhämmerte. Vertrackt sind sie zum Teil, die Songs der Neumünsteraner, aber schön heftig, mit Gekreisch und Energie versehen. Die Snare gab den Geist auf, aber The Scarlet Letter waren geschwind mit Ersatz zur Hand, standen sie doch vollständig und die ganze Zeit direkt vor der Bühne und verfolgten begeistert den Gig. Auch sympathisch!

Die Meinung war einhellig positiv, „so kann es ruhig weitergehen“, verkündete Bolle gerade, als The Scarlet Letter aus New Jersey auch schon auf der Bühne waren. Der Drummer von 97a, der Gitarrist ganzkörpertätowiert und barfüßig, der Sänger ein Tier (dicker als Jerry A, nicht so dick wie Gordo), der Basser äh mit Bass in der Hand. Bevor sie anfingen, lobte der Gitarrero erst mal die American Tourists, welche die bisher beste Band auf der Tour gewesen seien: „We’re poor, but buy their record first, before you buy one of ours!“. Ha ha, nicht schlecht! Dann aber gab es einen vor die Mütze, dass es nur so krachte! Oh Mann, oh Mann – wie geil war denn das? Wir glotzten uns vorne kurz überrascht an, bevor das bewusste Denken aussetzte und man einfach einen Moshpit kreieren MUSSTE. OLD SCHOOL HARDCORE mit Druck und Power, bis die Backen platzten! Ja, da ging nicht nur mir das Herz auf, denn eine so erfrischende Ladung HC-Power war genau das, was der Doktor verschrieben hatte (ohne Gebühr). Dazu die Einstellung der Band: Hier wurde nix selbstverständlich genommen, immer wieder machte die Band klar, wie sehr es sie freue, sich auf Tour begeben zu können. Der strahlende Klampfer bedankte sich für Bier und Gras, bekam immer wieder spontanen Applaus für seine ehrlichen und teilweise auch kämpferischen sowie humorvollen Ansagen. „AMERICAN TOURISTS – the band = great! Actual american tourists = huuboy, BAAD!“ Die Zeit verflog viiiel zu kurz, ein paar Extrasongs ergaunerten wir uns dennoch. THE SCARLET LETTER – diese Herren sind jederzeit willkommen! Rückkehr erhofft, ja VERLANGT.
Nun war es noch früh, beide Bands hatten relativ kurz gespielt. Aber konnte ich den Neu-Kieler Fab einfach so nach Hause gehen lassen? Nope, der hätte ja noch gedacht, der gemeine Kieler geht am Samstach schon vor 24.00 Uhr inne Federn. Doch halt, war da nicht was in der Räucherei? Richtig, ein Rock’n’Roll-Abend unter dem Titel ROCKIN‘ NIGHTMARES. Also per pedes hin da. LESEN SIE WEITER in TEIL ZWEI!!